Captured in Identity Politics – HUch#95

| von Kofi Shakur |

Der Ruf der Identitätspolitik hat in den letzten Jahren stark gelitten. Woher das Konzept eigentlich kommt, auf welche falschen Pfade es gelangt ist und welche Kernelemente aufgehoben gehören, zeigt diese engmaschige Rezension auf.

Bild: Ranja Assalhi

Claudia Jones (1949) und die Mitglieder des Combahee River Collective (1977) beschäftigten sich mit den Unterdrückungsformen, die ihre Erfahrungen sowohl von denen Schwarzer Männer als auch weißer Frauen, oder sie als lesbische von heterosexuellen Schwarzen Frauen unterschieden. Sie suchten nach einem Ausweg aus organisatorischen Sackgassen. Dabei hatten sie jedoch nicht die Bedeutung vor Augen, die Identitätspolitik heute von vielen ihrer Gegner_innen, wie auch von ihren Vertreter_innen zugeschrieben wird.1

Der Philosoph Olúfẹ́mi O. Táíwò untersucht in Elite Capture vor dem Hintergrund aktueller politischer Dynamiken, welche Mechanismen zu diesem veränderten Verständnis von Identitätspolitik führten.2 Er legt dar, weshalb Identitätspolitik und die Absicht, die am meisten marginalisierten Teile der Gesellschaft zu zentrieren, trotz besten Willens oft nicht nur scheitern, sondern sich entgegen der Intention als kontraproduktiv erweisen und dominante Machtstrukturen stärken.

Mit Blick auf die weltweiten Proteste gegen Polizeigewalt, die 2020 Millionen von Menschen mobilisierten, skizziert Táíwò die institutionellen Reaktionen: Zum einen habe symbolische Identitätspolitik zur Besänftigung der Massen gedient, ohne materielle Reformen durchführen zu müssen. Andererseits haben die staatlichen Institutionen selbst ein identitätspolitisches rebranding bekommen. Wo der Versuch der Kooptation fehlschlage, werde Repression auf altmodische Art angewandt.

Während Identitätspolitik also in manchen Formen instrumentalisiert werden könne, würden andere bis aufs Äußerste bekämpft (wie Critical Race Theory oder Gender Studies als vermeintliche Manifestation einer die Gesellschaft spaltenden politischen Agenda im Interesse einer kleinen Elite). Kritiker_innen und Gegner_innen, so schreibt Táíwò, bezögen sich dabei oft auf Ideen, die keine essenziellen Bestandteile von Identitätspolitik seien, oder legten ein falsches Konzept zugrunde, um es leichter delegitimieren zu können.

Die Wurzeln von Identitätspolitik

Ginge es nach den Gründerinnen und Mitgliedern des Combahee River Collective, so wäre das erste verbindende Moment für sie die konstante Verdrängung und politische Abwertung, die sie als Schwarze lesbische Frauen in verschiedenen Organisationen erlitten. Darauf begründe sich ein Ansatz, den sie als Identitätspolitik bezeichneten. Dabei ginge es darum, ein politisches Programm auszuarbeiten, das auf der Gesamtheit ihrer Erfahrungen und Interessen basiere und der Komplexität dieser gerecht werde, anstatt sie weißen Frauen als token3 und Schwarzen Männern als ‚Sekretärinnen‘ zur Seite zu stellen.

Da sich diese Art von Erfahrung durch viele verschiedene Organisationen gezogen habe, sei das Kollektiv in Austausch mit asiatischen oder lateinamerikanischen Frauengruppen gewesen. Identitätspolitik habe als verbindendes Element wirken und Personen ansprechen können, denen in ihren bisherigen Organisationen kaum Handlungsspielraum zugestanden wurde. Wie Keeanga Yamahtta-Taylor kommentiert, ging es jedoch nicht darum, sich kampflos aus besagten Organisationen und Bewegungen zurückzuziehen. Vielmehr sollte Schwarzen Frauen ein Zugang geboten werden, um sich überhaupt politisch engagieren zu können.

Das Problem, folgert Táíwò, liege also nicht an Identitätspolitik an sich, sondern an der Art und Weise, wie diese konkret umgesetzt werde. Nicht Identitätspolitik, sondern Elite Capture4 stehe zwischen uns und einer transformativen Politik. Schließlich seien nicht nur Identitätspolitik, ‚Wokeness’ oder ‚Cancel Culture‘ zu weiß und würden von Eliten dominiert. Sämtliche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens liefen letztlich Gefahr, buchstäblich von Elite Capture (die in durch Kolonialismus geprägten Gesellschaften immer mit whiteness einhergeht) ergriffen zu werden. Wie Táíwò schreibt, sei dieser Prozess symptomatisch für Gesellschaften, in denen nicht nur der materielle Reichtum, sondern auch die Produktion und der Zugang zu Wissen ungleich verteilt seien. Elite wird vor diesem Hintergrund nicht statisch im Sinne einer Klassenzugehörigkeit, sondern als Verhältnis zwischen einer kleineren und einer größeren Gruppe von Menschen in einem spezifischen Kontext verstanden.

Sowohl in den politischen Kämpfen in den USA von Abolitionismus bis Civil Rights Movement, als auch in den antikolonialen Bewegungen des globalen Südens lassen sich Beispiele dafür finden. So zeichnet Táíwò den dieser Dynamik zugrunde liegenden Mechanismus in den Arbeiten von Franklin Frazier und Frantz Fanon nach, die sich jeweils mit der Politik der Schwarzen ‚Mittelklasse‘ und der nationalen Bourgeoisie auseinandergesetzt und daraus fast identische Schlüsse gezogen haben. Zentral dabei sei, dass die Elite den Kampf der Massen in für sie vorteilhafte Bahnen lenke.5

Auch Bereiche der Wissensproduktion, die sich als gegenhegemoniale und antiimperialistische Projekte entwickeln, wie die durch studentische und antirassistische Kämpfe institutionalisierten Black Studies, Queer und Gender Studies, mitsamt den dazugehörigen politischen Bewegungen, würden regelmäßig erfolgreich durch die Elite in Beschlag genommen. Und schon lange vor Etablierung dieser modernen Fächer kommentierte Carter G. Woodson, einer der zentralen Forschenden afroamerikanischer Geschichte, dass das Bildungssystem aufgrund einer Struktur, die entlang bürgerlicher Interessen errichtet worden sei, nicht viel zur Emanzipation Schwarzer Menschen beitragen könne. Das Problem gehe jedoch über das Bildungssystem hinaus: „Komplette Bereiche des gesellschaftlichen Lebens wurden von denen ganz oben in Beschlag genommen. Diese Vereinnahmung ist in die Einsatzregeln eingebaut, die aus dem Kolonialbesitz resultieren.“6 Überall, wo Ressourcen ungleich verteilt seien, schreibt er, ließe sich das Muster von Elite Capture finden.

Marginalisierte Stimmen zentrieren – aber welche?

Táíwòs Absicht ist es nicht, zu erklären, dass wir gegenüber Geschichte und Gesellschaft machtlos sind, nur weil die Bedingungen, unter denen wir Handeln, vor uns bestimmt wurden. Von diesem Punkt ausgehend beschreibt er verschiedene Wege des politischen Widerstands auf individueller und kollektiver Ebene. Einer dieser Wege sind die sogenannten Deference Politics. Diese lassen sich beschreiben als der Ansatz, den am meisten marginalisierten Stimmen Raum zu geben und den ihnen zugeschriebenen, oder tatsächlich von ihnen geäußerten politischen Forderungen und Wünschen politisch nachzukommen. Aber selbst wenn wir die ungleiche Verteilung von Macht in einem Raum korrekt analysieren, so Táíwò, sei es schwerer als wir denken, so zu handeln, dass trotz grundsätzlich richtiger Intentionen nicht erneut Elite Capture entsteht. Denn wer von uns bereits in einem Raum ist, in dem entscheidende Dinge geregelt werden, sei bereits gegenüber dem Großteil der sozialen Gruppe privilegiert. Wer bisher nicht im Raum war, bleibe weiterhin außen vor.

Eine wichtige Grundlage dieses Ansatzes ist die aus der feministischen Erkenntnistheorie stammende Standpunktepistemologie7, die seit den 1970er Jahren verbreitet ist. Die drei zentralen Überlegungen dabei sind, dass Wissen sozial situiert ist, marginalisierte Menschen zu einigen Formen des Wissens besseren Zugang haben und die Wissenschaft, aber auch andere Bereiche des Lebens, diese Tatsache widerspiegeln sollten. Obwohl Elite Capture dadurch bei oberflächlicher Betrachtung eher begrenzt werden sollte, führe die praktische Umsetzung oft zum Gegenteil, weil sich genau die Räume im Fokus der Aufmerksamkeit befänden, die schon durch Privilegien gegenüber allen Außenstehenden gekennzeichnet seien.

Deference […] kann gegen die Interessen von marginalisierten Gruppen arbeiten. Wir sind umgeben von einem Diskurs, der die ungerechte Verteilung von Aufmerksamkeit bei der Auswahl von Sprecher_innen und Buchlisten, die angeblich die Marginalisierten repräsentieren, verortet, statt die Handlungen von Unternehmen und Algorithmen zu fokussieren, die sehr viel mehr Macht bei der Verteilung von Aufmerksamkeit haben.“8 So erklärt Táíwò etwa, dass das Bestreben, einer spezifischen Person of Color die Aufmerksamkeit zu geben, sowohl den Blick auf die Machtverhältnisse innerhalb des Raumes, wie zwischen dem Raum und der Mehrzahl an Personen of Color, die die Person vermeintlich repräsentiere, verstellen könne.

Das Problem dabei seien nicht die dabei herrschenden Überzeugungen, sondern die strukturelle Beschaffenheit der Gesellschaft, die bestimmt, wer Zugang zu welchen Räumen hat. Mit Blick auf diese gesellschaftliche Selektion zeige sich, so Táíwò, wie eine in Form von Deference Politics umgesetzte Standpunktepistemologie zu Elite Capture beitrage, indem die einmal begonnene Auswahl immer weiter perpetuiert werde.

Dennoch könne es manchmal als die bestmögliche Lösung erscheinen, sich in einem elitären Raum an der Person mit den wenigsten Privilegien zu orientieren. Dies setze jedoch voraus, dass wir den Raum, seinen Zweck und seine Zusammensetzung unter allen Umständen als gegeben erachten. Unter diesen Bedingungen schlicht besser handeln zu wollen, sei allerdings ein zu niedriges Ziel. Denn genau die Mechanismen, die über die Zusammensetzung des Raumes entscheiden, seien das, was geändert werden müsse. Auch Konflikte über das Zentrieren der richtigen Themen oder Gruppen führten häufig schlicht dazu, sich selbst nicht mehr positionieren zu müssen. Denn dadurch ergebe sich eine soziale Legitimation für das Abgeben von Verantwortung, die nun nicht mehr kollektiv, sondern individuell oder von bestimmten Gruppen oder Individuen – und oft einer idealisierten und größtenteils fiktionalen Karikatur dieser – getragen werde.

Konstruktive Politik

Dieselben Mechanismen, die uns so von Kritik und Meinungsverschiedenheiten isolierten, würden uns schließlich auch davon abhalten, von Empathie geleitet an politischen Kämpfen teilzuhaben, was eine Voraussetzung von Politik sei. Dies mache Deference Politics gemeinsam mit der dadurch entstehenden Fragmentierung politischer Kämpfe antipolitisch. Mehr noch: sie untergrabe schließlich auch ihre eigenen Absichten. Denn ihr gehe es zwar um die richtige Sache – Unterschiede gelebter Erfahrungen zu beachten –, allerdings sei die Umsetzung falsch. So würde die zur Veränderung der ganzen Gesellschaft notwendige Energie nur auf bestimmte Bereiche konzentriert. Statt marginalisierte Perspektiven zu fokussieren, werde den herrschenden Strukturen zu viel Raum gegeben, unsere Interaktionen und unsere Perspektive zu bestimmen.

Der Ausweg, den Táíwò vorschlägt, definiert er als Constructive Politics: sich direkt mit der Umverteilung von sozialen Ressourcen und Macht, statt mit symbolischen Zwischenschritten zu beschäftigen. Dies verlange, Verantwortung gegenüber den Menschen zu übernehmen, die nicht mit uns in den gleichen Räumen sind, um neue Räume gemeinsam zu erschaffen, anstatt nur zu kontrollieren, wer sich darin und dazwischen bewegt.

Táíwò verbildlicht dies überzeugend mit dem Beispiel des Befreiungskampfes, den Amílcar Cabral und seine PAIGC9 in Guinea-Bissau und den Kapverden gegen das faschistische portugiesische Regime unter António Salazar geführt haben. Ein besonderes Element dabei waren die Bildungskampagnen der PAIGC, die darauf abzielten, die Auswirkungen der kolonialen Erziehung zu bekämpfen und das Streben nach Selbstbestimmung und antikolonialem Widerstand zu stärken. Die PAIGC konnte so nicht nur 1973 den Weg in die eigene Unabhängigkeit ebnen, sondern gemeinsam mit den militanten Befreiungsbewegungen in den restlichen portugiesischen Kolonien auch 1974 eine für den Sturz des Salazar-Regimes entscheidende Rolle spielen.

Was die PAIGC in ihrem Befreiungskampf und den darauffolgenden Anstrengungen zur Entwicklung eines neuen Bildungssystems anstrebte, bildet den Kern von Táíwòs Politik: „[…] buchstäblich die Karte der Welt neu zu zeichnen und ihre Machtverhältnisse zu ändern […]“ – dafür stehe im Vordergrund, wie unsere Handlungen in Räumen der Organisierung uns mit der Mehrheit der Menschen außerhalb dieser Räume in Beziehung setzen.10 So müsse unsere Politik statt auf Aufmerksamkeit, Bühnen, Podien oder Symbolismus auf den Aufbau von Institutionen zur Sammlung und Vermittlung von Wissen und unser Programm auf die direkte Umverteilung von Ressourcen ausgerichtet werden.

Entgegen einer Vorstellung von Politik, die letzten Endes zu einer Abgabe (oder Flucht vor) der Verantwortung führt, hat Táíwò hohe Ansprüche an uns. Rechenschaft gelte demnach den Menschen, die noch keinen Zugang zu unseren Räumen haben. Unsere Anstrengungen müssten darauf ausgerichtet sein, die Räume, in denen wir sein wollen, gemeinsam zu erschaffen. Dies erfordere nicht zuletzt eine neue Art von Kollektivität, um gemeinsam neue Arten moralischer und emotionaler Disziplin zu entwickeln.

Fazit

Táíwò liefert eine überzeugende Kritik an identitätspolitischer Vereinzelung und Fragmentierung politischer Kämpfe, weil er – im Gegensatz zu vielen anderen – die historische Notwendigkeit der Entstehung von Identitätspolitik erklärt und anerkennt. Wenn wir zudem die Entwicklung von Identitätspolitik und dem in seinen Grundzügen ebenfalls auf Claudia Jones und das Combahee River Collective zurückgehenden Konzept der Intersektionalität nebeneinander betrachten, verstehen wir besser, wie beide – einmal als Ansatz zur Analyse und einmal als Ansatz zur Praxis –einen identischen Verlauf nehmen konnten. Zu Anfang stand eine nuancierte Beschreibung der Stellung Schwarzer Frauen im Arbeitsprozess, sowie eine Analyse der Verhältnisse innerhalb ihrer politischen Organisationen, mit dem Ziel, eine bessere, inklusivere Politik machen zu können. Der Fokus auf Identitäten hat jedoch Klasse als zentrale Kategorie gesellschaftlicher Analyse verdrängt. Dazu kommt, dass die Konkurrenz marginalisierter Gruppen um begrenzte Aufmerksamkeit den Weg zu bedeutsamen politischen Allianzen verstellt. Auf der anderen Seite halten noch immer viele innerhalb der ‚linken Szene’ an schematischen Theorien und konservativen Werten fest, die sie dazu führen, nicht die neoliberale Vereinnahmung, sondern gleich ganze Identitäten zu bekämpfen. Somit erneuern sie das Klischee einer weißen, heterosexuellen Arbeiterklasse.

Auf der Suche nach neuen Allianzen ist das Beispiel der PAIGC, für das auch die FLN11 in Algerien oder der ANC12 (vor der Ermordung von Chris Hani) in Südafrika oder die haitianische Revolution stehen könnten, durchaus überzeugend. Überall stand dabei die Unabhängigkeit, verbunden mit der Landfrage im Vordergrund. In allen Reihen kämpften nicht nur Schwarze beziehungsweise afrikanische Aktivist_innen und auch wenn diese Frage durchaus umstritten war, definierten diese Befreiungsnationalismen sich nicht alle in Bezug auf ethnische Zugehörigkeit oder setzten sogar neue Definitionen von Nationalität um.

Allerdings sind die Voraussetzungen für eine Politik, wie Táíwò sie vorschlägt, unter den Bedingungen eines antikolonialen Befreiungskampfes grundlegend anders als in den Bastionen der White Supremacy. Verhältnismäßig war es sehr viel leichter für weiße Menschen, sich den zahlreichen Unabhängigkeitsbewegungen anzuschließen, als es für Schwarze Lohnabhängige beispielsweise in den USA war, auch nur Gewerkschaftsmitglied zu werden. Auf diese Art bleiben in Elite Capture am Ende einige Leerstellen bestehen, wenn wir die Geschichte von identitäts- und klassenpolitischen Ausschlüssen von Sojourner Truths Frage „Ain’t I a Woman?“ über Angela Davis’ Women, Race and Class und Frantz Fanons Abrechnung mit der französischen Linken in der algerischen Revolution bis zu den anti-Schwarzen Schulterschlüssen zwischen verschiedenen unterdrückten Gruppen mit White Supremacy in Afropessimism verfolgen.

So zentral das Bilden von neuen Allianzen auch ist, gerade hier ist es wichtig, die Grenzen zu erkennen, die uns immer wieder aufhalten. Etwa, dass weiße Frauen historisch oft bereit waren, Kompromisse mit dem Patriarchat einzugehen, um rechtliche oder politische Fortschritte Schwarzer Frauen und Schwarzer Menschen allgemein zu verhindern. Oder, dass Schwarze Männer oft mehr um ihren Platz im Patriarchat als um die Emanzipation aller gekämpft und so am Ende auch ihrer eigenen Befreiung im Weg gestanden haben. Oder, dass die weißen Mitglieder des Weathermen Underground nach dem Ende des Vietnamkrieges in den USA einfach in ihr bürgerliches Leben zurückkehren konnten, Mitglieder der Black Panthers und der Black Liberation Army jedoch tot, im Exil oder teilweise bis heute im Gefängnis sind.

Die Geschichte hat oft gezeigt, dass auch der gemeinsame Kampf erst erkämpft werden muss.

Wenn wir dies allerdings berücksichtigen und verändern wollen, ist es umso wichtiger, dass diejenigen, die ihre Verantwortung erkannt haben, sie auch wahrnehmen – um statt Politik ohne, oder nur aufgrund von schlechtem Gewissen, Politik in vollem Bewusstsein machen zu können.

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1 Ursprünglich ging es dabei darum, statt klischeebehafteten Vorstellungen von Lohnabhängigen als weiß, männlich, hetero und able-bodied, nachzuhängen, in Analyse und Praxis Platz für komplexere Identitäten zu schaffen und so bisher wenig beachteten Menschen einen Zugang zu politischer Organisierung zu ermöglichen.

2 Olúfẹ́mi O. Táíwò (2022): Elite Capture, Pluto Press.

3 Token zu sein bedeutet, als marginalisierte Person durch die eigene Anwesenheit in einer hegemonialen Gruppe über vorhandene Machtungleichheiten oder strukturelle Diskriminierung hinwegzutäuschen. Vgl. Azadê Peşmen: „Hä, was ist denn ein Token?“, in: Missy Magazine, 06/17, S. 15, online unter: https://missy-magazine.de/blog/2017/12/14/token

4 Elite capture beschreibt eine gesellschaftliche Dynamik, die zur Akkumulation von Entscheidungsgewalt, Ressourcen und Aufmerksamkeit in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen bei verhältnismäßig privilegierten Mitgliedern der Gesellschaft führt.

5 Für eine ausführliche Darstellung dieses Themas siehe Kofi Shakur: Der Mythos des Schwarzen Kapitalismus, in ak 669: Black Planet, 2021. Online unter: https://www.akweb.de/ausgaben/669/der-mythos-des-schwarzen-kapitalismus/

6 Táíwò 2022: S. 59.

7 Epistemologie bezeichnet die Wissenschaft (klassischerweise einen Teilbereich der Philosophie), die sich mit den Bedingungen der Möglichkeit von Wissen beschäftigt.

8 Ebd.: S. 72.

9 Partido Africano da Independência da Guiné e Cabo Verde (Afrikanische Unabhängigkeitspartei von Guinea und den Kapverden)

10 Vgl. ebd.: S. 104-105.

11 Front de Libération Nationale (Nationale Befreiungsfront)

12 African National Congress