Freitags die Welt retten

Von Thomas Zimmermann

Seit Monaten gehen unter dem Banner der Bewegung Fridays for Future Schüler*innen und ihre Unterstützer*innen auf die Straße, um den Planeten vor der klimatischen Katastrophe zu bewahren. Zwar stellt ökologisches Engagement als solches gerade unter jungen Leuten keine Neuheit dar – unter dem Eindruck der sich zuspitzenden Lage hat jedoch der Umfang und die Entschiedenheit sowie die Reflektiertheit der Proteste eine neue Qualität angenommen. „Freitags die Welt retten“ weiterlesen

Virtuelle Normalität – HUch#88

Von Joana Splieth

Helden gibt es in jeder Art und Form. Abenteuer warten überall. Gemeinsam seid ihr stark.

In der Online-Spielwelt von World of Warcraft sollen diese Sätze Wirklichkeit werden. Wie von der Werbung versprochen, will man direkt eintauchen, den eigenen Avatar erstellen, sie* nach dem individuellen Gusto ankleiden und dann losleben. Die Welten erkunden, von Level zu Level aufsteigen, dabei tolle Items sammeln, andere Spieler*innen kennenlernen, zusehen, wie sich die eigenen Skills verbessern, und am Ende auf Monate, wenn nicht Jahre an Spiel- bzw. Lebensgeschichte als Blood Elf Priest zurückblicken. In dieser neuen Welt soll nichts aus der ursprünglichen Realität eine Rolle spielen: Vergnügen statt Arbeit, Freund*innen auf der ganzen Welt, Erfolg und Fun. „Virtuelle Normalität – HUch#88“ weiterlesen

Was tun für die Bewegung der Zukunft? Ein Diskussionsbeitrag zur Organisierungsfrage an Hochschulen – HUch#88

Von David Miller, unter_bau Frankfurt

Ein Sprung in eine mögliche Zukunft: Bei den Bundestagswahlen 2029 kommt es zu einer ersten Koalition zwischen CDU und AfD, nachdem eine Legislaturperiode zuvor ein rot-rot-grünes Regierungsbündnis abgewählt worden ist. Unter dem Kanzler Jens Spahn und dem neuen Justiz- und Innenmister Björn Höcke kommt es zu massiven Einschnitten in Freiheitsrechte wie Versammlungs-, Streik- und Asylrecht. Die Opposition im Bundestag leistet außer einigen heftigen Wortgefechten keinen Widerstand gegen diese Verschärfungen. Die Einschnitte in die Freiheitsrechte werden von der neuen Bundesregierung mit der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber China begründet. Durch die Ausbreitung von Kriegen und großen Naturkatastrophen in Afrika und Asien versuchen immer mehr Menschen nach Europa zu kommen. Weder die Türkei noch die nordafrikanischen Staaten wie Ägypten und Libyen können die Menschen mit ihren Lagern und Gefängnissen davon abhalten. Dem massiven reaktionären Rollback und der Repression zum Trotz gibt es aber auch positive, gegenläufige Entwicklungen zu verzeichnen. „Was tun für die Bewegung der Zukunft? Ein Diskussionsbeitrag zur Organisierungsfrage an Hochschulen – HUch#88“ weiterlesen

Kampf gegen die Natur. Eine Lektüre von Jovana Reisingers Roman Still Halten – HUch#88

Von Matthias Ubl

Jovana Reisingers Debüt-Roman Still Halten, der 2017 erschien, wurde zu Recht lobend aufgenommen. Reisinger hat einen ästhetisch anspruchsvollen und hochkomplexen Text vorgelegt, der in seiner Brutalität und seiner feministischen Wucht wie ein illegitimes Kind aus einer Affäre zwischen Elfriede Jelinek und Thomas Bernhard wirkt. Austrizismen, Berge, Wald, Verzweiflung, Tod: ein österreichisches Buch im besten Sinne. Und doch eben nicht nur das. Denn die weibliche Perspektive, die der Text gebrochen und semantisch zerbrechend einnimmt, enthüllt, was es heißt, zur »Frau« gemacht zu werden und dagegen bis zur völligen Selbstvernichtung zu rebellieren, aber auch, was es heißt, Anders werden zu können. „Kampf gegen die Natur. Eine Lektüre von Jovana Reisingers Roman Still Halten – HUch#88“ weiterlesen

Unter den Trümmern: der kommende Kommunismus. Bini Adamczak über das womögliche Gelingen der Russischen Revolution – Huch#88

Von Olga Montseny

»Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.« – Emma Goldman

Was wäre wenn? Mit dieser Frage kann man sich schonmal das Hirn zermartern. Was wäre, wenn ich mich gestern nicht schon wieder betrunken hätte? Dann hätte ich diese Rezension heute vielleicht besser schreiben können. Dem ist aber nicht so. Und damit scheint die Sache erledigt. Das Recht scheint immer auf der Seite der Sieger (hier des Katers) zu stehen, weil diese die Realität für sich in Anspruch nehmen können. Was Existenz und Sein hat und nicht in so luftigen Sphären wie dem Möglichen herum schwirrt, wirkt unmittelbar überzeugender, legitimer. Es konnte sich durchsetzen. Folgt daraus, dass ich eine hoffnungslose Alkoholikerin bin? Dass es nur eine weltfremde Träumerei ist, dass auch das Wesen der guten Rezensentin hätte existieren können? „Unter den Trümmern: der kommende Kommunismus. Bini Adamczak über das womögliche Gelingen der Russischen Revolution – Huch#88“ weiterlesen

50 Jahre »Studentenrevolte«. Über das Verhältnis von Universität und Revolution – HUch#88

Von Joshua Schultheis

»IHR BILDET DIE FÄHIGKEIT DES BLINDEN GEHORSAMS GEGENÜBER EINER VERWIRRENDEN FLUT VON TRIVIALEN VERORDNUNGEN DER BÜROKRATIE AUS. IM NAMEN DER BILDUNG DES MENSCHEN ERWERBT IHR DIE FÄHIGKEIT, ANGESICHTS VON VERORDNUNGEN FÜGSAM ZU SEIN.« „50 Jahre »Studentenrevolte«. Über das Verhältnis von Universität und Revolution – HUch#88“ weiterlesen

Genderwahn, Linksextreme und die AfD – Eine Positionierung – HUch#88

Von Juliane Ziegler für den RefRat

Was ist passiert? Oder: Die AfD interessiert sich für Hochschulpolitik

Ende Januar stellte die AfD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus eine sogenannte kleine Anfrage mit dem Titel Studentenvertretungen an Berliner Hochschulen.1 Sie enthält 39 Fragen über die ASten und die Studierendenparlamente der FU und der TU sowie über den RefRat und das StuPa der HU. Darunter sind allgemeine Fragen z.B. nach der Art der Referate und ihrer historischen Entwicklung, nach der Höhe der Aufwandsentschädigungen der Referent*innen, danach, wie Wahlen und Wahlergebnisse angekündigt bzw. verkündet werden, nach der Organisation der autonomen Referate, nach der Wahlbeteiligung bei den StuPa-Wahlen und den Haushalten der Studierendenschaften. Hinzu kommen aber auch Detailfragen bspw. nach derzeitigen Referenten [sic!], danach, wer Aufwandsentschädigungen erhält und was für Projekte, Veranstaltungen, Publikationen etc. aus dem Haushalt der Verfassten Studierendenschaft bezahlt werden. „Genderwahn, Linksextreme und die AfD – Eine Positionierung – HUch#88“ weiterlesen

Kaputtlachen. Zu Jakob Noltes »Schreckliche Gewalten« – HUch#87

Von Lucas Mielke

»Ich will nicht sterben und ich will mich nicht langweilen. Ich will kein unbelebter Planet sein, das ist alles. Stell dir vor, wie öde es ist, ein Planet zu sein. Man fliegt immer nur im Kreis. Man beschreibt immer nur Ellipsen, und wenn es hochkommt, kollidiert man alle Jahrmilliarden Jahre mal mit einem anderen Planeten.«

Das Bewegungsgesetz in Jakob Noltes Roman Schreckliche Gewalten (2017) scheint der freie Fall ins Leere zu sein. In einer Metapher von Vereinzelung und Monotonie, in der als Höhepunkt im kalten Immer-Wieder nur das unkontrollierte Aufeinanderprallen, also die Begegnung als Katastrophe denkbar ist, wird der Ernst eines Textes deutlich, der dem Ernst scheinbar eine Absage erteilt. „Kaputtlachen. Zu Jakob Noltes »Schreckliche Gewalten« – HUch#87“ weiterlesen