Politik, Konflikt und Poesie. Versuch einer Theorie für eine universitäre Bewegung – HUch#87

Von Matthias Ubl

»Ich schlage also vor, zu sagen, dass wir ins Zeitalter der Aufstände eingetreten sind, womit sich ein Erwachen der Geschichte ankündigt und konstituiert, gegen die reine und bloße Wiederholung des Schlimmsten.« 1

0. Ohnmacht, Anfangen. „Politik, Konflikt und Poesie. Versuch einer Theorie für eine universitäre Bewegung – HUch#87“ weiterlesen

»These violent delights have violent ends.« – Analyse und Kritik der Serie Westworld – HUch#86

Von Radim Kucera

Bekanntlich sagt der Menschenfreund: »Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.« Er meint damit, dass das Wesen des Menschen sich entfaltet, wo mensch sich zweckfrei realisieren darf. Die Westworld, der Vergnügungspark, um den sich die gleichnamige HBO-Serie dreht, wäre hierfür ein ausgezeichneter Ort, denn die Besucher sind von allen Zwecken des Alltagslebens befreit. Sie könnte daher als Testfeld des Menschlichen gelten. Nur liefert der Vergnügungspark als Labor keine erfreulichen Ergebnisse, denn was die von der Gesellschaft entfesselten Besucher in der Westworld zu Stande bringen, beschränkt sich in der Hauptsache auf Gewalt.

„»These violent delights have violent ends.« – Analyse und Kritik der Serie Westworld – HUch#86“ weiterlesen

UnSinn – Stellungnahme zu den Anschuldigungen der Studi-Zeitschrift UnAuf – HUch#87

Vom Referent_innenRat

Zu Beginn des neuen Semesters hat die Studi-Zeitschrift UnAuf eine neue »Enthüllung« veröffentlicht. Der Titel des Texts lautet: »Wer die Fäden in StuPa und RefRat zieht – und was passiert, solange keiner hinschaut«. Er spielt mit den allgemein verbreiteten Vorurteilen über das, was ASten machen. Der lange Artikel, der an Fakten dünn ist, soll ein kritisches Bild des RefRat und Studierendenparlamentes vermitteln. Mehr oder weniger erfolgreich stellt der Artikel den RefRat als eine Clique miteinander verschworener Freund*innen dar, die sich Posten hin und her schieben und vor allem das Geld der Verfassten Studierendenschaft für sich behalten oder verschwenden wollen. Die UnAuf führt verschiedene Aspekte auf, die diesen Eindruck bestätigen sollen. Außerdem kritisiert sie, das einige Referenten schon mehrere Posten im Refrat hatten. Wir wollen zu den genannten Vorwürfen gern Stellung nehmen und gleichzeitig die Gelegenheit nutzen zu skizzieren und zu berichten, wie der Refrat und das Studierendenparlament arbeiten.

„UnSinn – Stellungnahme zu den Anschuldigungen der Studi-Zeitschrift UnAuf – HUch#87“ weiterlesen

»Jetzt« und Wir. Das neue Buch des Unsichtbaren Komitees und was es zu unserer politischen Arbeit (auch an der Uni) zu sagen hat – HUch#87

Von Thomas Zimmermann

Nach »Der kommende Aufstand« und »An unsere Freunde« ist Anfang Oktober diesen Jahres mit »Jetzt« nun auch das dritte Buch des Unsichtbaren Komitees in deutscher Übersetzung erschienen und erfreut sich großer Aufmerksamkeit. Und zwar zurecht, zeugen doch dessen Arbeiten von einer fruchtbaren Kombination aus theoretischer Versiertheit und ausgeprägtem Praxisbezug, schriftstellerischem Können und nicht zuletzt der nötigen Kühnheit, überkommene Gewissheiten über Bord zu werfen. „»Jetzt« und Wir. Das neue Buch des Unsichtbaren Komitees und was es zu unserer politischen Arbeit (auch an der Uni) zu sagen hat – HUch#87“ weiterlesen

Permanente Diskussion. Thesen zu Reproduktionsarbeit und Bündnispolitik – HUch#86

Von Thomas Zimmermann

Die Frage nach dem Verhältnis von Theorie und Praxis ist ebenso abgedroschen wie oft beschworen. In Zeiten der Praxis aber stellt sie sich zuweilen erfrischend anders. So geschehen auch im Zuge der Besetzung des Instituts für Sozialwissenschaften (ISW) an der HU. „Permanente Diskussion. Thesen zu Reproduktionsarbeit und Bündnispolitik – HUch#86“ weiterlesen

Die Idee des Kommunismus. Interview mit Alain Badiou – HUch#85

Das Interview führten Olga Montseny & Radim Kucera

When we, as political activists, read your texts we can recognise ourselves in them. When we hand out leaflets we suddenly find ourselves in a historical situation next to Lenin, or at least that’s how it feels. What does that mean? Do you think that only political activists can really read your philosophy and really understand what it means to be in a procedure of truth? „Die Idee des Kommunismus. Interview mit Alain Badiou – HUch#85“ weiterlesen

Bis hierher und nicht weiter. Kleine Geschichte des Berliner Tarifvertrags für studentische Beschäftigte – HUch#85

Von Max Köhler

Die Gewerkschaften ver.di (Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft) und GEW (Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft) planen für die kommenden Semester neue Verhandlungen über den Berliner Tarifvertrag für studentische Beschäftigte II (TV Stud II) aufzunehmen. Die letzten Verhandlungen zur Erneuerung des Vertrags scheiterten 2011 an der Kampfunwilligkeit der Betroffenen: der studentischen Beschäftigten. Dabei sind sie mit rund 6.000 eigentlich nicht wenige, die einInteresse an der Verbesserung der eigenen Arbeits- und damit Lebensbedingungen haben müssten. Woher also diese Indifferenz gegenüber den eigenen grundlegenden materiellen Verhältnissen – wo man doch „die Student_innen“ andauernd über steigende Mieten, Wohnraummangel, Stress, Überlastung und sonstige Widrigkeiten in Studium und Nebenjob jammern hört?

„Bis hierher und nicht weiter. Kleine Geschichte des Berliner Tarifvertrags für studentische Beschäftigte – HUch#85“ weiterlesen

Zerbrechende Landschaften. Aspekte von Maren Kames‘ halb taube halb pfau – HUch#86

Von Matthias Ubl

Mit halb taube halb pfau hat Marens Kames ein bemerkenswertes Debüt vorgelegt, das sprachlich zum wohl Schönsten zählt, was die jüngere deutsche Gegenwartsliteratur in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Nichts findet man hier von dem »ichverseuchten« (Jonathan Meese) und unerträglich ironisch-hippen Geschreibsel ihrer Kolleg*innen. Und das, obwohl es um das Subjekt, als In- und Dividuum, als Verlorenes und auch um die Autorin selbst geht:

»Mein Name ist Kames, ich habe etwas aufzugeben«

„Zerbrechende Landschaften. Aspekte von Maren Kames‘ halb taube halb pfau – HUch#86“ weiterlesen

Unter_bau oder der Optimismus. Bericht über die Gründung einer Transformationsorganisation – HUch#86

Von Joshua Schultheis

Die Programmschrift der neuen basisdemokratischen Gewerkschaft der Frankfurter Goethe-Universität beginnt mit einer Feststellung: »Wir leben sicher nicht in der besten aller möglichen Welten.« Eine Feststellung, zu der, seit Voltaire sie seinen tragischen Anti-Helden Candide hat machen lassen, jede Generation von neuem gelangen muss. Sie stand auch am Beginn der großen Studierendenrevolte der 1960er Jahre. In der BRD die Verachtung für die NS-Vergangenheit der eigenen Eltern und der politischen und akademischen Elite, in den USA der Verlust des Glaubens in die eigene moralische Überlegenheit und die Empörung über die Verwicklung der Universitäten in imperialistische Kriege. Was einen heute so alles aus der Illusion reißt, man lebe in einer guten Welt, muss nicht extra erwähnt werden. Damals wie heute folgt daraus eine weitere Feststellung: Wir studieren, lehren und arbeiten nicht in den besten aller möglichen Hochschulen! Unter_bau hat sich vorgenommen, hieran etwas zu ändern.

„Unter_bau oder der Optimismus. Bericht über die Gründung einer Transformationsorganisation – HUch#86“ weiterlesen

Das Märchen von der »universitas« – HUch#86

Von Apollonia zu Hohensteinach

Die Universität ist ein Traum. Ein Traum von einem Ort, dem man sich unwissend anvertraut, um ihn wissend wieder zu verlassen. Welche Art von Wissen worüber dort vermittelt wird, wofür und warum, hat sich mit der Zeit ebenso verändert wie mit ihrer Klientel; jene selbst hat sich am allermeisten verändert. Die Universität als höchste Bildungsinstitution unserer Gesellschaften war traditionell ein Ort der Restriktion und ist es heute, da fallen Illusionen schwer. Aber man munkelt, es habe irgendwann in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts merkwürdige Leute gegeben, die die ganze Zeit an nichts anderes dachten als an die Möglichkeit einer freien, emanzipierten Gesellschaft. Diese Leute hatten angeblich ein Faible für Illusionen, und irgendwie stellten sie sich die Universität als das Gewächshaus einer besseren Welt vor. Die Gesellschaft dieser Zeit war durchaus restriktiv; die Universität allerdings hatte darin eine besondere Position: In einem wirtschaftlich aufstrebenden Staat sollte sie die Verwaltungs- und Bildungselite produzieren, also wurde sie reichlich finanziert, und der Zugang zu ihren heiligen Hallen wurde erleichtert. Plötzlich war sie ein Ort, an dem Menschen aus allen möglichen sozialen Lagen zusammenfanden. Einige von ihnen sahen die Möglichkeit, die in ihren Strukturen und Lehrinhalten nach wie vor reaktionäre Institution zu einem Ort der sozialen Assoziation, der Reflexion, des Diskurses, der Kritik zu machen. Von diesem Ort sollte gesellschaftliche Bildung ausgehen. Also protestierten und demonstrierten sie, belagerten sie die Hörsäle und Straßen und veränderten: Universität und Gesellschaft.

„Das Märchen von der »universitas« – HUch#86“ weiterlesen