Postkapitalistische Perspektiven – HUch#87

Von Raul Zelik

2016 lautete einer der am häufigsten zu hörenden Sätze: Die Welt ist aus den Fugen geraten. Und wirklich: In einer ganzen Weltregion von der westafrikanischen Sahelzone bis an die Grenzen Chinas herrscht Krieg. Hunderte Millionen Menschen rätseln, wie sie in ein besseres Leben emigrieren können, ohne auf dem Weg zu ertrinken. In den Megacitys des globalen Südens ist der Drogenhandel zur einzigen Aufstiegsoption für Menschen aus der Unterschicht geworden; als Folge davon zerfallen Rechtssysteme und Gemeinschaften. Und in den wohlhabenden Ländern des Nordens schließlich hofft ein wachsender Teil der Bevölkerung, sich von diesen unheilvollen Entwicklungen durch die Errichtung von Grenzzäunen abkoppeln zu können. „Postkapitalistische Perspektiven – HUch#87“ weiterlesen

Warum Hochschulpolitik – HUch#87

Von Joshua Schultheis

Die ganze Provokation liegt schon im Titel. »Hochschulpolitik« ist ein Unwort in der politischen Linken, auch und vielleicht gerade unter ihren Vertreter*innen an den Universitäten. Das Nachdenken über die strategische Bedeutung der Hochschulen und das emanzipatorische Potential unter den Studierenden und Intellektuellen roch schon immer verdächtig nach Elitarismus und Klassenverrat. Auch in den 1960er Jahren, als man den Studierenden als politischem Agens eine immense Bedeutung beimaß, geschah dies nur widerwillig und quasi hinter vorgehaltener Hand. „Warum Hochschulpolitik – HUch#87“ weiterlesen

Reflexionen über Medizinstudium und Krankenhausalltag – HUch#87

Von Lea Münch

Jonas Salk entwickelte in der Nachkriegszeit in den USA den ersten Impfstoff gegen Kinderlähmung – eine Krankheit, an der zuvor tausende Menschen starben oder die sie mit lebenslang prägenden Lähmungen zurückließ. Reich wurde er mit dieser weltweit gefeierten Erfindung nie. Als er am 12. April 1955 in einem Interview gefragt wurde, wem denn das Patent darauf gehöre, antwortete er schlicht: »Es gibt kein Patent. Könnte man die Sonne patentieren?« „Reflexionen über Medizinstudium und Krankenhausalltag – HUch#87“ weiterlesen

Der Fall Netiwit Chotiphatphaisal – thailändischem Studierendenvertreter und demokratischem Aktivisten drohen bis zu neun Jahre Haft

Von Matthias Ubl & Thomas Zimmermann

Seit einem Putsch im Jahr 2014 wird Thailand von einer Militärjunta regiert. Sie verkündete zwar, dem Land „Frieden, Ordnung und echte Demokratie“ bringen zu wollen. Die versprochenen demokratischen Wahlen aber lassen seit nunmehr vier Jahren auf sich warten. Dafür geht die Militärregierung in der Zwischenzeit restriktiv gegen Demokratie-Aktivist*innen vor. Die Lage ist paradox und der vorgebliche Plan der Militärs wenig glaubwürdig.

So wurden Anfang vergangener Woche schwere Anklagen gegen sieben Aktivist*innen erhoben, die am Samstag, dem 27. Januar in Bangkok für Demokratie und Wahlen auf die Straße gegangen waren. Der Vorwurf lautet sinngemäß Volksverhetzung sowie Verletzung des herrschenden Verbots politischer Zusammenkünfte von mehr als fünf Personen. Den Angeklagten drohen nun aufgrund ihrer Beteiligung an der Demonstration sieben bis neun Jahre Haft. 32 weiteren Personen drohen kleinere Strafen. „Der Fall Netiwit Chotiphatphaisal – thailändischem Studierendenvertreter und demokratischem Aktivisten drohen bis zu neun Jahre Haft“ weiterlesen

Politik, Konflikt und Poesie. Versuch einer Theorie für eine universitäre Bewegung – HUch#87

Von Matthias Ubl

»Ich schlage also vor, zu sagen, dass wir ins Zeitalter der Aufstände eingetreten sind, womit sich ein Erwachen der Geschichte ankündigt und konstituiert, gegen die reine und bloße Wiederholung des Schlimmsten.« 1

0. Ohnmacht, Anfangen. „Politik, Konflikt und Poesie. Versuch einer Theorie für eine universitäre Bewegung – HUch#87“ weiterlesen

»These violent delights have violent ends.« – Analyse und Kritik der Serie Westworld – HUch#86

Von Radim Kucera

Bekanntlich sagt der Menschenfreund: »Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.« Er meint damit, dass das Wesen des Menschen sich entfaltet, wo mensch sich zweckfrei realisieren darf. Die Westworld, der Vergnügungspark, um den sich die gleichnamige HBO-Serie dreht, wäre hierfür ein ausgezeichneter Ort, denn die Besucher sind von allen Zwecken des Alltagslebens befreit. Sie könnte daher als Testfeld des Menschlichen gelten. Nur liefert der Vergnügungspark als Labor keine erfreulichen Ergebnisse, denn was die von der Gesellschaft entfesselten Besucher in der Westworld zu Stande bringen, beschränkt sich in der Hauptsache auf Gewalt.

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UnSinn – Stellungnahme zu den Anschuldigungen der Studi-Zeitschrift UnAuf – HUch#87

Vom Referent_innenRat

Zu Beginn des neuen Semesters hat die Studi-Zeitschrift UnAuf eine neue »Enthüllung« veröffentlicht. Der Titel des Texts lautet: »Wer die Fäden in StuPa und RefRat zieht – und was passiert, solange keiner hinschaut«. Er spielt mit den allgemein verbreiteten Vorurteilen über das, was ASten machen. Der lange Artikel, der an Fakten dünn ist, soll ein kritisches Bild des RefRat und Studierendenparlamentes vermitteln. Mehr oder weniger erfolgreich stellt der Artikel den RefRat als eine Clique miteinander verschworener Freund*innen dar, die sich Posten hin und her schieben und vor allem das Geld der Verfassten Studierendenschaft für sich behalten oder verschwenden wollen. Die UnAuf führt verschiedene Aspekte auf, die diesen Eindruck bestätigen sollen. Außerdem kritisiert sie, das einige Referenten schon mehrere Posten im Refrat hatten. Wir wollen zu den genannten Vorwürfen gern Stellung nehmen und gleichzeitig die Gelegenheit nutzen zu skizzieren und zu berichten, wie der Refrat und das Studierendenparlament arbeiten.

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»Jetzt« und Wir. Das neue Buch des Unsichtbaren Komitees und was es zu unserer politischen Arbeit (auch an der Uni) zu sagen hat – HUch#87

Von Thomas Zimmermann

Nach »Der kommende Aufstand« und »An unsere Freunde« ist Anfang Oktober diesen Jahres mit »Jetzt« nun auch das dritte Buch des Unsichtbaren Komitees in deutscher Übersetzung erschienen und erfreut sich großer Aufmerksamkeit. Und zwar zurecht, zeugen doch dessen Arbeiten von einer fruchtbaren Kombination aus theoretischer Versiertheit und ausgeprägtem Praxisbezug, schriftstellerischem Können und nicht zuletzt der nötigen Kühnheit, überkommene Gewissheiten über Bord zu werfen. „»Jetzt« und Wir. Das neue Buch des Unsichtbaren Komitees und was es zu unserer politischen Arbeit (auch an der Uni) zu sagen hat – HUch#87“ weiterlesen

Permanente Diskussion. Thesen zu Reproduktionsarbeit und Bündnispolitik – HUch#86

Von Thomas Zimmermann

Die Frage nach dem Verhältnis von Theorie und Praxis ist ebenso abgedroschen wie oft beschworen. In Zeiten der Praxis aber stellt sie sich zuweilen erfrischend anders. So geschehen auch im Zuge der Besetzung des Instituts für Sozialwissenschaften (ISW) an der HU. „Permanente Diskussion. Thesen zu Reproduktionsarbeit und Bündnispolitik – HUch#86“ weiterlesen

Die Idee des Kommunismus. Interview mit Alain Badiou – HUch#85

Das Interview führten Olga Montseny & Radim Kucera

When we, as political activists, read your texts we can recognise ourselves in them. When we hand out leaflets we suddenly find ourselves in a historical situation next to Lenin, or at least that’s how it feels. What does that mean? Do you think that only political activists can really read your philosophy and really understand what it means to be in a procedure of truth? „Die Idee des Kommunismus. Interview mit Alain Badiou – HUch#85“ weiterlesen